Was muss ich beim Reithelm-Kauf beachten?
Um den hohen Anforderungen einer umfassenden und zuverlässigen Schutzfunktion gerecht werden zu können, müssen Reithelme strikte Testauflagen erfüllen, bevor sie auf den Markt kommen. Die einzelnen Kriterien, denen Reithelme entsprechen müssen, werden in der sog. Reithelmnorm festgelegt. Entspricht ein Helm den aktuell festgelegten Standards, wird dieser zertifiziert. Auf Turnieren ist stets darauf zu achten, dass der Reithelm den entsprechenden Vorgaben der Prüfungsordnung entspricht.
Auch wenn man mit seinem Reithelm noch keinen Sturz erlebt hat, ihn jahrelang sorgsam aufbewahrt hat und es bei Reithelmen kein Verfallsdatum gibt, empfehlen wir, den Reithelm spätestens 8 Jahre nach Herstellungsdatum auszutauschen; bei intensiver Nutzung wird eine Nutzungsdauer von 3 bis 5 Jahren empfohlen. Die Bestandteile eines Reithelms unterliegen einem Alterungsprozess und in Abhängigkeit der Nutzungshäufigkeit, Lagerbedingungen und Pflege tritt der Verschleiß früher oder später auf. Doch wie findet man heraus, wie alt ein Reithelm wirklich ist? An der Helminnenseite findest du einen Aufkleber mit dem Produktionsdatum.
Neben der Intensität der Nutzung können äußere Einflüsse, wie Sonneneinstrahlung oder Temperatur der Lagerung die Schutzwirkung des EPS-Schaums der Innenschale reduzieren. Sofortmaßnahmen sind zu treffen, wenn es mit einem Reithelm zum Sturz kam. Hier sollte der Reithelm unmittelbar ausgetauscht werden, da die Schutzwirkung der Helmschale in Folge eines Sturzes nicht mehr gewährleistet werden kann. Obgleich von außen keine Beschädigung erkennbar sein mag, kann die Schutzfunktion des Reithelms dennoch durch kleine Haarrisse beeinträchtigt werden. Diese Mikro-Beschädigungen des Außenmaterials können auch beim Transport entstehen, beispielsweise wenn der Reithelm lose im Kofferraum liegt und gegen harte Gegenstände stößt.
Auch ein starker Aufprall auf den Boden, z.B. wenn die Reitkappe herunterfällt, kann zu Haarrissen führen. Um sich weiterhin auf die Schutzfunktion des Reithelms verlassen zu können, sollte dieser auch im Falle eines schweren Aufpralls erneuert werden.
6 Punkte auf die du beim Reithelmkauf achten sollest
#1 In jedem Fall sollte die Außenschale fest mit dem Innenhelm verbunden sein. Eine 3-Punkt-Befestigung gilt bei Helmen, die den aktuellen Sicherheitsstandards entsprechen, als Standard.
#2 Kinnschalen sind inzwischen verboten, da diese das Risiko eines Kieferbruchs beim Sturz erhöhen. Diese Kinnschalen sollten jedoch nicht mit teils gepolsterten Kinnriemen verwechselt werden! Der geschlossene Riemen am Kinn trägt maßgeblich zum Sitz und damit Schutzvermögen des Reithelms bei. Eine Polsterung kann vor Abschürfungen im Kinnbereich schützen.
#3 Damit der Reiter ein gutes Gefühl beim Reiten hat, sollte beim Reithelmkauf viel Wert auf eine gute Passform gelegt werden. Ein Reithelm darf weder zu locker am Kopf sitzen noch zu eng am Kopf anliegen. Ist der Helm zu groß, kann er leicht verrutschen. Ist der Reithelm zu klein, drückt er am Kopf, was mitunter zu unangenehmen Kopfschmerzen führt.
#4 Für zusätzlichen Komfort sind Reithelme heutzutage mit angenehmen Polsterungen ausgestattet.
#5 Zudem achten Reithelm-Hersteller, mithilfe ausgeklügelter Belüftungssysteme, auf eine ausreichende Ventilation.
#6 Komplettiert werden Reithelm-Konstruktion, Technologie und Design mit praktischen Zusatzfunktionen, wie Reflektoren für eine bessere Sichtbarkeit bei Dunkelheit. Informationen zu weiteren praktischen Reflexartikeln und wie diese an Pferd, Reiter oder Hund angebracht werden, findest du in unserem Reflexartikel-Ratgeber.
1. Sicherheit
Woher weiß man eigentlich, dass ein Helm wirklich sicher ist? Wie wird Sicherheit im Rahmen unterschiedlicher Reithelm-Technologien definiert?
Reithelme haben die Zielsetzung das Gehirn vor schweren Verletzungen zu schützen und den Aufprall zu mindern, was durch die Reithelmnorm definiert ist, die alle Reithelme erfüllen müssen um in der EU verkauft werden zu dürfen.
Notwendig ist weiterhin eine 3-Punkt-Befestigung oder 4-Punkt-Befestigung, damit der Reithelm sowohl in Bewegung als auch im Falle eines Sturzes sicher am Kopf sitzt.
Ein weiterer Unterschied besteht in der Konstruktion des Helmschirms:
- Reithelme ohne festes Schild, was bei Vielseitigkeitsreitern genutzt wird,
- Reithelme mit festem Schild und
- Reithelme mit abnehmbarem Schild. Welche Konstruktion bei einem Sturz die geringste Gefahr darstellt, lässt sich nicht allgemein beantworten und richtet sich nach dem individuellen Einsatz bzw. Unfallhergang.
Aktuell werden die Reithelme nach der Reithelmnorm EN1384:2023 hergestellt:
Die vorhergehende Reithelmnorm VG1 01.040 2014-12 wurde bei folgenden Punkten geändert:
- Neuer Prüfsockel Hazard mit Impact Geschwindigkeit 5,05 m/s max. 200g
- Seitensteifigkeit: Erhöhung von 630 Newton auf 800 Newton
- Wirksamkeit der Trageeinrichtung (Abstreiftest): Erhöhung der Fallhöhe des Gewichts von 175 mm auf 240 mm (kein Stabilitätstest mehr)
- Durchdringungsfestigkeit: Erhöhung der Energie von 14,7 Joule auf 18,4 Joule = 500 m Fallhöhe auf 625 mm Fallhöhe
Fazit: Reithelme nach der EN1384:2023 müssen erhöhte Sicherheitsanforderungen erfüllen und bieten somit dem Kopf des Reiters mehr Schutz.
CE (Europäische Richtlinie für persönliche Schutzausrüstung)
Die CE Kennzeichnung ist zwingend notwendig. Sie ist, wer hätte das gedacht, ein Verwaltungszeichen und bestätigt, dass ein Produkt (wie z.B. der Reithelm) den geltenden Vorschriften entspricht.
Ohne dieses Verwaltungszeichen dürfen Produkte, die für die Sicherheit hergestellt wurden, nicht in den Verkehr gebracht werden, also z.B. nicht verkauft oder auch importiert werden. Schlichtweg, diese Produkte dürfen im europäischen Wirtschaftsraum nicht verbreitet werden.
2. Passform
Um den passenden Reithelm zu finden, sollten mehrere Modelle anprobiert werden. Zunächst sollte der Kopfumfang an der breitesten Stelle des Kopfes vermessen werden. Das ermittelte Maß dient als Orientierungshilfe bei der Auswahl der richtigen Reithelm-Größe.
Ein guter Reithelm sollte perfekt auf dem Kopf des Reiters sitzen. Ein zu enger Reithelm sorgt auf Dauer für Kopfschmerzen beim Reiten, ist der Helm jedoch zu weit ist, verrutscht er leicht und kann seiner Schutzfunktion nicht mehr ausreichend gerecht werden.
So findest du heraus ob der Reithelm passt:
Der Helm ist zu groß, wenn er:
- sich geöffnet beim Vor- und Zurückbewegen auf dem Kopf stark verschieben lässt
- beim Vorbeugen vom Kopf fällt
- zu weit in das Gesicht rutscht
Der Helm ist zu klein, wenn:
- die 3-Punkt-Begurtung das Ohr nicht umschließt und die Riemen am Ohr einschneiden
- ein unangenehmes Druckgefühl beim Aufziehen entsteht
- der Helm zu weit hinten sitzt und dadurch die Stirn nicht ausreichend bedeckt ist
Bei verstellbaren Reithelmen sollte man die kleinstmögliche Größe wählen, damit der Freiraum zwischen Helmschale und Befestigung so minimal wie möglich ausfällt.
Mindestens genauso wichtig ist die Einstellung der Riemen. Der Kinnriemen darf nicht locker herunterhängen, aber auch nicht zu eng verschnallt werden. Die 3-Punkt-Begurtung am Ohr sollte so eingestellt werden, dass die Riemen das Ohr optimal umschließen.
Tipps zur Anprobe und Passform des Reithelms
3. Komfort
Neben der richtigen Passform ist auch das Gewicht der Gesamtkonstruktion ausschlaggebend für Tragegefühl und -komfort eines Reithelms. Je niedriger dieses angesetzt ist, desto angenehmer fällt folglich auch das Trageerlebnis aus.
Heutzutage sorgen praktische Extras dafür, dass man den Helm beim Reiten kaum noch auf dem Kopf spürt. Gerade an heißen Sommertagen oder bei intensivem Training stellen Belüftungslöcher den entscheidenden Unterschied dar. Die meisten Reithelm-Modelle sind bereits standardmäßig mit Belüftungssystemen ausgestattet.
Für zusätzlichen Komfort sorgen weiterhin Innenfutter und Polsterung der Riemen. Je weicher die Polsterung ist, desto komfortabler trägt sich der Reithelm.
4. Aussehen
Neben durchdachten Konstruktionen und Technologien um den höchsten Sicherheitsstandards gerecht werden zu können, lassen Reithelm-Hersteller auch dem Design eine hohe Bedeutung zukommen.
Dank der Vielzahl unterschiedlicher Modelle werden uns auch in Hinblick auf die Optik eines Reithelms nahezu unzählige Möglichkeiten geboten. Es gibt Reithelme in verschiedensten Formen und Ausführungen – von sportlich bis elegant.
Dabei gilt zu berücksichtigen: Jeder Mensch hat eine individuelle Kopfform, deshalb sollten auf jeden Fall verschiedene Modelle ausprobiert werden, denn auch das schönste Modell bringt auf lange Sicht keine Freude, wenn der Reithelm nicht richtig sitzt.