Wie finde ich den richtigen Reitstiefel?
Reitstiefel – richtig Maßnehmen beim Reitstiefel-Kauf
Du weißt bereits, welche Anforderungen dein Reitstiefel erfüllen soll und hast eine grobe Vorstellung davon, welches Modell für dich in Frage kommt? Dann folgt der nächste Schritt – das Maßnehmen – um den passenden Reitstiefel zu finden.
Folgende Maße sind beim Reitstiefelkauf entscheidend:
- Schuhgröße
- Wadenweite
- Wadenhöhe
Wie wird gemessen?
- Wadenumfang
Der Wadenumfang wird an der breitesten Stelle der Wade ermittelt. Insbesondere zum Abend hin nimmt der Umfang zu. Rechne daher lieber 0,5 cm dazu um tageszeitbedingte Unterschiede auszugleichen.
- Wadenhöhe
Das Maß für die Schafthöhe wird für Reitstiefel an der Beininnenseite vom Boden aus bis zur Kniekehle bzw. bis zur Mitte der Kniescheibe genommen.
Nahezu jeder Reitstiefel verfügt über eine individuelle Maßtabelle. Bitte gleiche deine ermittelten Maße mit den Werten aus der jeweiligen Größentabelle ab. Die Größe, die deinen Maßen am nächsten kommt, sollte die richtige sein. Weichen deine Maße minimal ab, solltest du eher zur nächstgrößeren Größe tendieren. Bei den meisten Lederreitstiefeln ist ein Elastikeinsatz eingearbeitet, der er es ermöglicht die individuelle Kontur der Wade abzubilden.
So erfolgt das richtige Ausmessen des Reitstiefels
7 hilfreiche Tipps für die Reitstiefel-Anprobe
#1 Zum Anprobieren der Reitstiefel sollten am besten Reithose und Reitsocken getragen werden, damit man sofort abschätzen kann, wie viel Platz im Schaft benötigt wird.
#2 Als idealen Zeitpunkt zum Reitstiefel kaufen, empfiehlt sich der späte Nachmittag oder Abend, da die Beine dann etwas geschwollen sind. Bitte beachte, dass die Beine im Sommer durch die Temperaturen grundsätzlich etwas mehr Wasser einlagern, sodass ein im Winter gekaufter Reitstiefel im Sommer zu eng sitzen könnte.
#3 Beim Anprobieren von Reitstiefeln, solltest du grundsätzlich ein angenehmes Tragegefühl haben, deutliche Druck- oder Scheuerstellen können auch nach der Einlaufphase nicht mehr ausgeglichen werden. Zu beachten ist, dass Lederreitstiefel den vollen Tragekomfort erst nach der Einlaufphase entfalten.
#4 Der Reitstiefel sollte bequem am Fuß und eng an der Wade sitzen, jedoch ohne zu drücken.
#5 Stelle sicher, dass du seitlich noch eine flache Hand in den Schaft stecken kannst.
#6 Probiere den Reitstiefel in verschiedenen Positionen – im Stehen, im Sitzen und im Laufen. In unseren MEGA STORES findest du zudem einen Holzbock mit aufgelegtem Sattel. Setz dich mit den Reitstiefeln darauf um das Tragegefühl auch auf dem Pferd sitzend abschätzen zu können.
#7 Lederreitstiefel setzen sich nach der Einlaufphase um 0,5 bis 1 cm, das sollte beim Kauf unbedingt berücksichtigt werden. Probiere die Stiefel am besten mit einem Fersenkeil an, um beurteilen zu können, ob die Schafthöhe auch nach dem Einlaufen für dich passt.
Das Einlaufen des Reitstiefels
Viele Reiter berichten von schmerzhaften Einlaufphasen mit Druckstellen, Blasen und Wunden. Während man früher der Meinung war, dass dies der normale Lauf der Dinge beim Einlaufen eines neuen Reitstiefels ist, rät man heute eher dazu, schon beim Kauf auf eine möglichst angenehme Passform zu achten.
Das Eintragen neuer Reitstiefel kann zwischen wenigen Tagen bis zu mehreren Wochen dauern, je nachdem wie weich das Leder schon von Anfang an ist.
Unsere Profi-Tipps für ein angenehmes Einlaufen der Reitstiefel
- Fersenkeil einlegen: Lederreitstiefel setzen sich je nach Beschaffenheit des Materials um 0,5 bis 1 cm, daher sind es meist die Kniekehlen, die während der Einlaufphase in Mitleidenschaft gezogen werden. Lege für die erste Zeit einen Fersenkeil ein, um das Einschneiden in die Kniekehle zu verhindern.
- Nicht zu viel Laufen: Das mag zunächst suspekt klingen, aber beim Einlaufen von Reitstiefeln empfiehlt es sich tatsächlich eher, viel mit den Stiefeln zu sitzen, zu reiten und tatsächlich nur wenige Schritte zu laufen. So vermeidet man einerseits Blasen an den Füßen und sorgt andererseits auch dafür, dass die Stiefel an den Stellen beansprucht werden, die auch zum Reiten tatsächlich relevant sind
- Steigbügellänge anpassen: Wenn du die ersten Male mit den neuen Stiefeln auf dem Pferd sitzt, versuche, mit etwas längeren Steigbügeln zu reiten, damit die Reitstiefel nicht in der Kniekehle zwicken.
- Regelmäßig einfetten: Fette die Stiefel während des Einlaufens regelmäßig ein. Das Fett macht das Leder geschmeidig und beschleunigt den Prozess.
- Keine Haushaltstipps: Im Internet kursieren diverse Haushaltstipps, wie man Leder geschmeidig kriegt, z.B. durch das Tränken in Wasser oder Franzbranntwein oder auch durch das Bearbeiten mit einem Hammer. Tipps dieser Art können das Material dauerhaft schädigen oder unschöne Flecken hinterlassen, die sich nicht mehr entfernen lassen.
- Lederdehner: Es gibt spezielle Sprays, die das Leder beim Dehnen unterstützen können. Einfach innen und außen aufsprühen und den Stiefel eine Weile eintragen. Bei besonders hartnäckigem Leder muss die Anwendung aber teilweise mehrfach wiederholt werden. Bringt das nichts, kann man die Stiefel auch zu einem Schuhmacher bringen, der die Reitstiefel dann professionell weitet.
Die Alternative zu Reitstiefeln: Chaps und Stiefelschäfte
Nicht jeder Reiter möchte in Reitstiefel investieren oder seine Beschuhung nach jedem Ritt komplett wechseln. Eine gute Alternative zu Lederreitstiefeln sind Chaps oder Stiefelschäfte. Manche Reiter bevorzugen mehr Flexibilität im Bereich des Fußgelenks. Dadurch, dass Chaps und Stiefelschäfte nicht fest mit dem Schuh verbunden sind, kann der Fuß im Steigbügel freier durchschwingen. Das haftende Material der Chaps oder Schäfte erlaubt dennoch einen guten Halt am Sattel.
Ein weiterer Vorteil gegenüber vielen Reitstiefeln ist, dass Chapsletten und Stiefelschäfte nicht eingelaufen werden müssen. Wer zudem vor bzw. nach dem Reiten seine Beschuhung nicht wechseln möchte, für den sind Stiefelschäfte und Chaps eine gute Wahl. Diese sind schnell an- und wieder ausgezogen, während Reitstiefel nur zum Reiten, aber nicht für den Stallalltag zu Fuß geeignet sind. Chaps und Stiefelschäfte werden über einer Reitstiefelette, Stiefelreithosen und Reitsocken getragen. Beachte bei der Anprobe, dass du wie auch beim Maßnehmen der Reitstiefel deine volle Reitbekleidung trägst.
Chaps eignen sich besonders gut für Kinder und Reitanfänger, die sowohl aus ihren Schuhgrößen schnell herauswachsen oder sich noch nicht sicher sind, ob sie das Reiten auf lange Sicht weiterverfolgen werden. Chaps sind damit auch eine günstigere Alternative zu Reitstiefeln.
Worin liegt der Unterschied zwischen Stiefelschaft und Chapslette?
Chaps und Stiefelschäfte sind sich in ihrer Machart sehr ähnlich, unterscheiden sich jedoch in entscheidenden Punkten.
Stiefelschäfte kommen der Optik lederner Reitstiefel sehr nahe. Sie bestehen meist aus festerem Echtleder, wodurch sie eine stabile Form haben. Stiefelschäfte können sogar auf dem Turnier bis zur schweren Klasse getragen werden, sofern sie dieselbe Farbe wie die Stiefelette aufweisen. Genauso wie Reitstiefel haben Stiefelschäfte ihren Reißverschluss hinten an der Wade.
Chapsletten können aus unterschiedlichen Materialien wie Kunstleder oder Chloropren-Kautschuk bestehen. Der Reißverschluss befindet sich seitlich am äußeren Bein. Elastikeinsätze entlang des Reißverschlusses ermöglichen einen hohen Tragekomfort. Chaps sind auf dem Turnier in keiner Weise erlaubt.
Da Chaps meist aus einem weicheren Material als Stiefelschäfte bestehen, können sie leichter aus der Form geraten. Achte daher bei der Anprobe und dem Kauf deiner Chaps auf eine korrekte Passung. Das heißt, sie dürfen weder zu kurz und eng noch zu lang und weit sein.
Die Wade darf nicht gequetscht werden, der Abschluss darf nicht am Sattelblatt hängen bleiben und es dürfen sich keine störenden Falten bilden, die unangenehm reiben. Deine Chaps sitzen korrekt, wenn der obere Abschluss der Chapslette zwei Finger unterhalb der Kniekehle sein Ende findet. Gleiches gilt für Stiefelschäfte. Die wichtigen Messgrößen sind wie auch bei Reitstiefeln der Wadenumfang und die Wadenhöhe.