Leckerlis für Pferde – mehr als nur eine Belohnung
Leckerlis sind eine schmackhafte Belohnung für das Pferd nach einer neu gelernten Lektion, dem Zeigen eines gewünschten Verhaltens oder getaner Arbeit. Die Leckerchen können Konzentration, Motivation und Arbeitsbereitschaft beim Pferd fördern. Die Meinungen von Verhaltensforschern und anderen Pferdeexperten bezüglich der Sinnhaftigkeit des Futterlobs gehen zum Teil weit auseinander. Dennoch belegen einige Studien, dass die Gabe von Leckerlis im Training positive Effekte auf das Lernverhalten der Pferde haben.
Egal, ob nun als Futterlob während des Training oder liebgemeinter Snack zwischendurch: Ein Blick auf die Inhaltsstoffe ist notwendig. Welche Leckerlis sind die richtigen für das Pferd? Welche können dem Pferd sogar schaden?
Sind Leckerlis für Pferde sinnvoll?
Das Pferd gehört zu den Pflanzenfressern, die sich in der freien Wildbahn ihr Futter nicht verdienen müssen. Daher gibt es viele Expertenmeinungen, dass Futterlob für das Pferd keine ausreichende Belohnung darstellt. Ihre Meinung geht sogar soweit, dass sie behaupten, Futterlob könne beim Pferd Verhaltensstörungen auslösen.
Andere Studien zeigen wiederum, dass Leckerlis – korrekt eingesetzt – gewünschtes Verhalten verstärken können und Futter als Motivator im Pferdetraining dient. Britische Forscher haben verschiedene Lobvarianten beim Erlernen einer neuen Lektion untersucht. Dabei unterschied man zwischen Futterlob, Kraulen und gar kein Lob. Die Ergebnisse sind eindeutig: Die Pferd der Versuchsgruppe, die ein Futterlob erhielten, erreichten sogar zu 100% das Lernziel, während die Pferde der anderen beiden Versuchsgruppen gerade einmal 40 % erreichten. Leckerlis können das Training mit dem Pferd effizienter gestalten. Pferdetrainer, die mit Futterlob und positiver Verstärkung arbeiten, setzen Leckerlis oftmals zusätzlich in Verbindung mit einem Clicker ein.
Auch in der Selbstbeschäftigung können Leckerlis sinnvoll sein: Zum Beispiel in Futterbälle gefüllt, kann sich das Pferd über längere Zeit mit sich selbst beschäftigen. Dies kann für Pferde im Winter oder während einer Zwangspause sinnvoll sein.
Welches Leckerli ist das richtige für mein Pferd?
Leckerli ist nicht gleich Leckerli. Auf dem Markt existiert eine breite Auswahl an den kleinen handlichen Snacks. Manche können ein gesundes Futterlob sein, während andere Leckerchen für das Pferd wie krankmachende Süßigkeiten agieren.
- Keine essentiellen Nährstoffe: Ein gutes Pferdeleckerli darf keine essentiellen Nährstoffe oder Vitamine abdecken. Es sollte größtenteils neutral bleiben. Erhält das Pferd bereits ein vollwertiges Mineralfutter zum Grundfutter, kann es durch das Futterlob schnell zur Überversorgung an Mineralien kommen.
Anders ist es bei Mineralfutter in Leckerliform. Diese eignen sich besonders gut zur Mineralfuttergabe von Paddock- und Laufstallpferden. Als reines Belohnungsfutter sollten Leckerchen allerdings keine Nährstoffe enthalten. - Frei von künstlichen Farb- und Aromastoffen: Um Nieren und Leber nicht zu überlasten, dürfen die Leckerlis keine unnötigen Zusatzstoffe enthalten. Das gilt für gesunde, aber besonders für stoffwechselempfindliche Pferde, wie Pferde mit EMS, Hufrehe oder Cushing. Vor allem im Clicker- oder Belohnungstraining kann viel Futter im Einsatz sein, weshalb Leckerlis mit künstlichen Farb- und Aromastoffen den Stoffwechsel nur unnötig belasten würden.
- Frei von Getreide, Melasse und Zucker: Getreide, Melasse und zugesetzter Zucker können die Entgiftungsorgane des Pferdes unnötig überbeanspruchen. Damit das Leckerli melassefrei sein kann, muss es ebenso getreidefrei sein.
- Frei von Süßungsmitteln: Einige Hersteller nutzen Stevia als Zuckerersatz, was jedoch gravierende Folgen für den Appetit des Pferdes hat. Das Süßungsmittel täuscht dem Pferdekörper vor, dass es Zucker bekommt, allerdings bleibt die entsprechende Stoffwechselreaktion aus. Dadurch bekommt das Pferd Heißhunger und verlangt nach mehr. Ein gutes Pferdeleckerli verzichtet auf Süßungsmittel und Zuckerersatzstoffe.
- Handliche Größe: Leckerlis sind in der Regel handlich, sollten aber gleichzeitig nicht zu klein sein. Im Moment der Futtergabe kann das Pferd aufgeregt sein und hastig nach dem Leckerli schnappen. Ist der Happen zu klein, rutscht er unzerkaut in den Rachen und kann eine Schlundverstopfung verursachen. Achte daher nicht nur auf die Größe des Leckerlis, sondern gib das Leckerli erst frei, wenn das Pferd aufmerksam ist und das Futter bewusst aus der Hand nimmt.
- Feste Konsistenz: Nicht nur der Handlichkeit und der Sauberkeit ihrer Taschen geschuldet, sondern auch des Kauens wegen sollten Leckerlis für Pferde eine feste Konsistenz aufweisen. Frische Leckerbissen, wie Apfelstücke oder Karotten, werden vom Pferd sehr gerne verschlungen. Je fester das Futterlob jedoch ist, desto mehr muss das Pferd es einspeicheln und kauen. Das langwierige Kauen hat einen großen Vorteil: es wirkt beruhigend und hilft dem Pferd beim Verarbeiten von Informationen.
Studien haben ergeben, dass Pferde besonders nach stressigen Situationen kauen und lecken, um sich zu entspannen. Dabei muss der Stress nicht zwingend negativ sein, sondern kann auch positiv behaftet sein (z.B. im Training). Kaut das Pferd, hat das eine entspannende Wirkung auf Kiefer und Genick. Außerdem kauen Pferde, wenn sie eine Sache zu verarbeiten haben. Erhält das Pferd nach einer Lektion ein Leckerli, geben sie dem Pferd gleichzeitig die Gelegenheit, nachzudenken und das Gelernte zu verarbeiten. Das Kauen kann dabei bis zu 10 Sekunden dauern – eine Zeit, die dem Pferd gewährt werden muss, um die Prozesse ausreichend zu verarbeiten.
Wie werden Leckerli korrekt gegeben?
Die Skepsis, die manche Verhaltensforscher im Bezug auf das Futterlob äußern, kann berechtigt sein, wenn nicht ein paar Grundregeln bei der Futtergabe beachtet werden. Des Weiteren sind Grundkenntnisse in der Lernpsychologie des Pferdes notwendig, um Leckerlis geben zu können, ohne sich damit ein unhöfliches, bettelndes Pferd heranzuziehen.
Das Leckerli wirkt als ein Verstärker, das bedeutet, dass es das Verhalten intensiviert und bestärkt, das in dem Moment der Futtergabe gezeigt wird. Leckerlis sollten daher nur punktgenau und zielgerichtet geben werden und auf gar keinen Fall inflationär! Wird das Pferd in dem Moment mit Futter belohnt, in dem es mit den Hufen scharrt oder an der Jackentasche herumzuppelt, wird genau dieses unhöfliche Verhalten gefördert.
Wie bei jedem Training ist auch bei der Gabe von Leckerlis ein Punkt entscheidend: Konsequenz. Dem Pferd ein Leckerli zu geben, weil es gerade so süß guckt, kann für das harmonische Miteinander Gift sein. Leckerli sollten allein als Belohnungsfutter gegeben werden und dem Pferd erst dann hingehalten werden, wenn ein gezeigtes Verhalten verstärkt werden soll.
Wie viele Leckerlis darf ein Pferd am Tag fressen?
Viele Pferde haben bereits mit Übergewicht und Diabetes, schlechten Zähnen und Stoffwechselkrankheiten zu kämpfen. Die Menge an Leckerlis pro Tag sollte daher genauer unter die Lupe genommen werden.
Wie viele Leckerlis dem Pferd verfüttert werden dürfen, hängt von der Gesamtration ab. Wenn das Pferd mit seinem Grundfutter nicht überfüttert wird, sind 2 bis 4 Leckerli am Tag durchaus in Ordnung. Vermutlich machen auch 200 Gramm bei einem 500 Kilogramm Pferd keine Probleme. Was allerdings über die 200 Gramm pro Tag hinausgeht, ist definitiv zu viel – sind dann auch noch Farb- und Aromastoffe zugesetzt, kann selbst das sonst harmlose Leckerli zu einem Problem werden.
Achte daher auf die Herstellerangaben, um die Tagesdosis des jeweiligen Belohnungsfutters nicht zu überschreiten und gleiche die Snackmenge der Gesamtration an.
Wie lange halten selbstgemachte Pferdeleckerlis?
Selbstgemachte Pferdeleckerli sind nicht nur eine nette Geste von Mensch zu Pferd. Sie lassen auch keine Fragen über die Inhaltsstoffe der Leckerbissen offen. Allerdings halten selbstgemachte Leckerlis nicht so lange wie gekaufte. Deshalb sollte nur eine kleine Menge gebacken werden. Damit sie nach dem Durchtrocknen auch noch lange genießbar sind, sollten sie möglichst kühl und trocken gelagert werden. Leckerlis mit Obst haben eine gewisse Restfeuchte. Diese sollten innerhalb weniger Tage verfüttert werden.
Für selbstgemachte Pferdeleckerlis eignen sich Kräuter, Gemüse, Hafer und Hirse. Diese sind leicht zu verarbeiten und ebenso gut verdaulich. Verzichte auf Zucker und Sirups, die die Zähne schädigen können. Außerdem sollten Weizen, Dinkel und ähnliche Getreidesorten ihren Weg nicht in das Rezept finden, da sie für das Pferd schwerer verdaulich sind.