Pferdefütterung im Winter – fit und gesund durch die kalte Jahreszeit
Die Fütterung unserer Pferde im Winter stellt uns vor ganz andere Herausforderungen als die Sommerfütterung. Kalte Temperaturen, die Umstellung auf reine Heufütterung und eventueller Bewegungsmangel erfordern einen kritischen Blick auf die Nährstoffzufuhr unserer Pferde. In diesem Ratgeber beschäftigen wir uns mit den futtertechnischen Bedürfnissen der Pferde und geben Tipps zur Pferdefütterung im Winter.
Bedürfnisse des Pferdes im Winter vs. Sommer
Die Temperaturen sinken, das Gras speichert seine Energie ein und die Pferde werden auf reine Heufütterung umgestellt: Im Winter stehen den Pferden aufgrund des Mangels an frischem Gras, Kräutern und Sonnenlicht weniger Vitamine zur Verfügung. Die Nährwerte im Heu schwanken und können nicht immer sicherstellen, dass das Pferd ausreichend Vitamine aufnimmt, um sein Immunsystem stabil zu halten. Durch den Mangel an Vitaminen steigt in Verbindung mit fehlenden Bewegungs- und Wetterreizen, wenn das Pferd hauptsächlich im warmen Stall steht, die Infektanfälligkeit.
Hinzu kommt die Umstellung der Darmbakterien auf reine Heufütterung. Geht man hier nicht vorsichtig vor, riskiert man im Winter eine Kolik genauso wie im Frühjahr zur Anweidezeit.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die benötigte Energie. Der Energiebedarf des Pferdes steigt im Winter aufgrund der kalten Temperaturen und der Bildung des dichten Winterfells um 25 % im Vergleich zum Sommer.
Fehlende Vitamine in der Pferdefütterung im Winter
Gras, Kräuter und Sonnenlicht liefern dem Pferd viele wertvolle Vitamine, die es für die Aufrechterhaltung seines Stoffwechsels und Immunsystems nötig hat. Darunter fallen die Vitamine A, E, K und B9 (Folsäure). Diese sind bei Weidegang grundsätzlich ausreichend gedeckt. Im Winter muss man hierfür etwas kreativer werden, um den Bedarf zu decken.
Vitamin A synthetisiert das Pferd aus der Vorstufe Beta-Carotin, welche es über frisches Gras und Löwenzahn aufnimmt. Bereits in überständigem, verholztem Gras wird das Vitamin knapp; im Heu ist die Konzentration noch geringer. Allerdings ist Vitamin A essentiell für Haut, Schleimhäute und die Sehkraft. Im Winter kann man hierbei auf Karotten und Hagebutten zurückgreifen, in denen Beta-Carotin ebenfalls in hohen Anteilen vorhanden ist.
Vitamin E ist ein wichtiges Antioxidans, das für das Immunsystem ausschlaggebend ist. Vitamin E aus pflanzlichen Quellen hat eine sehr hohe Bioverfügbarkeit und ist mit der synthetischen Variante nicht zu vergleichen. Lässt die Qualität des Heus zu wünschen übrig, geht auch der Gehalt an Vitamin E verloren. Greife daher im Winter zu Vitamin E Quellen wie Leinsamen, Sonnenblumenkernen, Hagebutten, Pflanzenöle oder Kraftfutter aus sonnengetrocknetem Heu.
Vitamin K und B9 kann das Pferd grundsätzlich selbst synthetisieren, eine gesunde Darmflora und ausreichend Grünfutter vorausgesetzt. Fällt im Winter das Grünfutter weg, sollte zu einem mineralisierten Futter gegriffen werden, das das Pferd mit Vitamin K und B9 versorgt. Diese sind an der Blutbildung und Blutgerinnung beteiligt und sind daher bei blutigen Verletzungen unabdinglich.
An dieser Stelle sei das sogenannte Sonnenvitamin D erwähnt, das den Calcium-Phosphor-Haushalt reguliert und damit maßgeblich am Knochen-Muskel-Aufbau beteiligt ist. Außerdem fördert es die Absorption der Nährstoffe über die Darmwand. Während das Pferd Vitamin D3 über die Sonneneinstrahlung über die Haut bildet, wird Vitamin D2 aus pflanzlichen Quellen synthetisiert. Im Winter kann das Pferd ausreichend mit Vitamin D versorgt werden, wenn man ihm neben sonnengetrocknetem Heu auch die Möglichkeit gibt, die wenigen Sonnenstrahlen ohne Pferdedecke zu genießen. Dann ist die Zufütterung des Vitamins generell nicht notwendig.
Vitamine in der Winterfütterung
Grundsätzlich ist ein organisches Mineralfutter mit hoher Bioverfügbarkeit ein absolutes Muss, um das Pferd mit allen wichtigen Mengen- und Spurenelementen und Vitaminen das ganze Jahr über zu versorgen.
Tipps für die Pferdefütterung im Winter
1. Pferde richtig abweiden
Genauso wie ein Pferd im Frühjahr schrittweise angeweidet wird, muss es im Herbst abgeweidet werden. Nur so können sich die Darmmikroben auf ihre neue Futtergrundlage der nächsten Monate einstellen und Verdauungsprobleme wie Kotwasser, Durchfall oder Koliken können verhindert werden. Für das Abweiden sollte man circa 3 bis 4 Wochen einplanen, indem man die Weidezeit schrittweise verkürzt und die Heuration erhöht. Dies sollte geschehen, bevor die Temperaturen nachts unter 8°C sinken und der Fruktangehalt am höchsten ist. Denn dann ist das Risiko für Hufrehe besonders hoch, insbesondere für übergewichtige Pferde oder Pferde mit einer Insulindysfunktion.
Hier findest du eine Übersicht, in welchem Zusammenhang der Fruktangehalt im Gras schwankt:
2. Qualitätsheu als Grundlage der Winterfütterung
Wie wir im Artikel „Wetterfühligkeit bei Pferden“ beschrieben haben, steigt der Luftdruck mit den kalten Temperaturen im Winter. Lungenvorbelastete Pferde beginnen zu husten. Verstärkt wird dieser Effekt durch mangelhaftes, staubiges Heu, dessen Partikel in die Lunge eindringen. Damit die Atemwege neben dem hohen Luftdruck nicht zusätzlich belastet werden, sollte ein qualitativ hochwertiges, staubfreies Heu verfüttert werden.
Zur Qualität des Heus zählt auch seine Herstellung und Lagerung. Sonnengetrocknetes Heu enthält gesundheitsrelevante Vitamine. Diese gehen allerdings mit langer Lagerzeit verloren. Damit gesundheitlich angeschlagene Pferde dennoch an ihre Vitamine kommen, kann gegen Ende der Winterzeit die Ergänzung durch vitaminreiche Zusatzfutter, Heucobs aus sonnengetrocknetem Heu oder auch das mit Vitaminen angereicherte Müsli sinnvoll sein.
Ein normal gearbeitetes, gesundes Freizeitpferd benötigt im Winter nicht mehr als die empfohlene Heumenge von 1,5 kg/100 kg Körpergewicht. Denn Pferde, deren Wohlfühltemperatur zwischen -5 und +15°C liegt, können ihre Körpertemperatur auch im Minusbereich aufrechterhalten. Erst ab Temperaturen unter -5°C sollte die Raufuttermenge erhöht werden, damit die Pferde ausreichend Energie und Wärme produzieren können.
3. Das Pferd verliert im Winter Körpermasse
Vor allem ältere Pferde können im Winter an Gewicht in Form von warmhaltenden Fettpolstern verlieren. Sie benötigen mehr Energie, um ihre Körpertemperatur aufrecht zu erhalten und nehmen in der Folge schneller ab als junge, gesunde Pferde. Neben dem Eindecken im Winter ist die Energiezulage durch Heu und Öle anzustreben.
Dahingegen können übergewichtige Pferde, sofern es gesundheitlich möglich ist, ohne Decke im Winter stehen. Dies führt bei kalten Temperaturen zu einem erhöhten Energieverbrauch, weshalb sie ungesunde Fettpolster leichter abspecken.
4. Kaltes Wasser: Kolikgefahr
Zugefrorene Tränken oder Eisklumpen im Wasserbottich: Eiskaltes Wasser ist auch für Pferde unangenehm, weshalb ihre Wasseraufnahme im Winter zurückgeht. Das Problem: Mit einer zu geringen Hydrierung steigt das Risiko für Verstopfungen und Koliken beim Pferd.
Kontrolliere daher immer den Durchfluss der Wasserquellen. Als nützlich haben sich hierbei beheizte Tränkebecken erwiesen. Biete dem Pferd auch einen Eimer mit lauwarmen Wasser an, um es ans Trinken zu erinnern. Hierbei kann auch ein lauwarmer Aufguss aus Kräutern wie Thymian, Fenchel, Anis, Kamille, Süßholzwurzel oder Melisse das Pferd zum Trinken animieren.
5. Mash: Warme Mahlzeit bei Husten für mehr Wohlbefinden
Kalte Temperaturen, hoher Luftdruck, wenig Bewegung und ein schlechtes Stallklima mit Ammoniak in der Luft: In manchen Ställen ist der Husten im Winter vorprogrammiert. Hochwertiges Heu, täglicher Auslauf und tägliches Ausmisten und Lüften für ein besseres Stallklima sollten daher selbstverständlich sein.
Ergänzend kann ein warmes Mash im Winter das Wohlbefinden des Pferdes steigern. Durch das Aufkochen des Futters werden die Futterkomponenten aufgeschlossen und ihre Nähr- und Energiewerte werden für das Pferd leichter verfügbar. Das macht Mash vor allem für schwerfuttrige Pferde zu einer geeigneten Abwechslung in der Winterfütterung. Das Winter-Aktiv Mash von Original Landmühle zum Beispiel fördert aufgrund der Schleimstoffe die Verdauung und ist zudem getreidefrei. Der perfekte Begleiter für nass-kalte Wintertage.
Auch Pferde mit Atemwegsproblemen profitieren von der Mashfütterung mit Bronchialkräutern. Das Bronchialmash von Original Landmühle bietet an kalten Tagen eine Wohltat für die Atemwege.
Wer auf Mash verzichten möchte, der kann seinem Pferd auch Kräuter wie Fenchel, Anis und Thymian als Aufguss anbieten. Dafür die Kräuter einfach mit heißem Wasser aufgießen, ziehen lassen und lauwarm verfüttern, entweder als Tee vorsetzen oder über das Futter gießen.
Winterfutter für die Atemwege
6. Bewegung und Pferdefütterung im Winter gehen Hand in Hand
Zu guter Letzt noch ein allgemeiner Tipp: Die richtige Fütterung im Winter ist nur die halbe Miete. Für ein gesundes Pferd gehört auch ein Grundmaß an Bewegung dazu, damit es im Winter vor Infekten ausreichend geschützt ist. Das Pferd ist ein Lauftier, dessen Atmungsmuskulatur an seine Bewegungsmuskulatur gekoppelt ist. Daher ist es für die Lungengesundheit im Winter wichtig, dass es hin und wieder einen lockeren Galopp gehen kann, der beim Durchatmen hilft. Weiterhin kurbelt Bewegung die Peristaltik an, was Verstopfungen und Koliken vorbeugt.
Weitere Lesetipps für den Winter erhältst du in unseren Ratgebern:
- Wie kann ich das Immunsystem meines Pferdes stärken?
- Hagebutten im Winter füttern – was muss ich beachten?
- 10 Tipps, wie du dein Pferd im Winter beschäftigen kannst
- Winterserie: Wie bereite ich Pferd & Stall für den Winter vor: Teil 1, Teil 2 und Teil 3
- Eindecken, Umdecken & Co. – Wann und wie viel Gramm, wir erklären!