Pferdeweiden Teil 2: Das Herz des Elektrozauns: Welches Weidezaungerät ist für Pferde das richtige?
Ein Weidezaun hat die Aufgabe, Pferde sicher zu hüten und Wildtiere abzuschrecken. Damit sowohl das Hüten als auch die Abschreckung optimal funktionieren, werden Pferdezäune in der Regel unter Strom gesetzt. Das Weidezaungerät bildet hierbei das Herzstück des Elektrozauns, um das sich dieser Ratgeber dreht: Welche Weidezaungeräte gibt es überhaupt und welches ist das richtige für meinen Pferdezaun?
Welche Weidezaungeräte gibt es? Fachbegriffe & ihre Definition
Auf dem Markt gibt es verschiedene Weidezaungeräte mit unterschiedlichen „Antrieben“ und Leistungen, die sich nicht für jeden Pferdezaun gleich gut eignen. Bevor wir im Detail auf die Auswahl an Stromgeräten eingehen, klären wir vorab ein paar Begrifflichkeiten.
Spannung (Volt):
Die Spannung gibt an, wie viel Strom notwendig ist, um die Elektronen in Bewegung zu setzen. Dabei bewegt sich der Strom vom Minuspol (Elektronenüberschuss) zum Pluspol (Elektronenmangel). Sie beschreibt also das Gefälle zwischen Minus- und Pluspol, während die Stromstärke angibt, wie viele Elektronen in einer bestimmten Zeit durchfließen. Stromstärke wird in Ampere angeben, die Spannung in Volt.
Entscheidend zur Beurteilung des Weidegerätes ist die erreichte Spannung bei normaler Belastung. Belastung bedeutet hierbei die Berührung des Bewuchs oder des Pferds mit dem Elektrozaun.
Für einen Pferdezaun benötigt man eine Mindestspannung von 2.000 bis 2.500 Volt. Bei Pferden mit dickem Fell, die also weniger empfindlich sind, werden 4.000 Volt Mindestspannung empfohlen. Dabei sollte aber die Spannung nicht 12.000 Volt überschreiten. Die Spannung der meisten Stromgeräte bewegt sich zwischen 8.000 und 10.000 Volt.
Impulsenergie (Joule):
Die Ladeenergie gibt an, wie viel das Gerät für sich selbst verbraucht, bevor es den Strom überhaupt an den Weidezaun abgibt. Damit ist die Ladeenergie die Komponente, die die Geräte am besten miteinander vergleichbar macht.
In der Praxis ist allerdings die Entlade- oder Impulsenergie entscheidend. Diese zeigt nämlich auf, wie viel Strom das Gerät an den Elektrozaun abgibt. Je höher die Impulsenergie ist, desto stärker ist die Schlagkraft des Zauns, der Stromschlag zappelt heftiger und anliegende Gräser werden besser vernichtet.
Elektrische Widerstand (Ohm):
Zur Beurteilung von Weidegerät und dem dazu gehörigen Elektrozaun ist der elektrische Widerstand wichtig. Er gibt an, wie viel Spannung notwendig ist, um Strom durch die Leiter fließen zu lassen. Je größer der Widerstand, desto geringer ist die Leitfähigkeit, also desto größer muss die Spannung sein, damit Elektronen fließen können. Umgekehrt: Ist der Widerstand des Materials gering, ist weniger Spannung notwendig, um eine hohe Stromstärke zu erzeugen.
Mit diesem Wissen um die Begrifflichkeiten können wir uns der Auswahl der Stromgeräte nun nähern. Dabei gibt es verschiedene Weidezaungeräte mit unterschiedlicher Spannung und Stromquelle:
- 9 V Stromgeräte werden mit einer Batterie betrieben. Ist diese einmal entladen, muss sie fachgerecht entsorgt werden.
- 12 V Stromgeräte werden mit einem wiederaufladbaren Akku betrieben.
- Solarbetriebene 12 V Weidezaungeräte bedienen sich der Sonnenenergie, um den integrierten Akku wiederaufzuladen.
- 230 V Netzgeräte werden direkt an den Netzstrom über eine Steckdose angeschlossen.
Die Funktionsweise von Weidezaungeräten
Das Grundprinzip eines Elektrozauns ist simpel: In einem geschlossenen Stromkreis schickt das Weidezaungerät kurze Stromimpulse durch das Leitermaterial (Zaundraht). Damit der Stromkreis geschlossen wird und funktioniert, muss der Strom ans Stromgerät zurückgeschickt werden. Das erfolgt über die Erdung mittels Eisenstab. Ohne Erdstab würde keine Spannung zurück an das Gerät geschickt werden, was den Elektrozaun unwirksam macht.
Ähnlich wie beim Erdstab funktioniert der Stromkreis, wenn das Pferd den Elektrozaun berührt: Der Strom wird durch das Pferd in den Boden, zurück zu den Erdstäben und dem Stromgerät geführt – das Pferd erhält einen Stromschlag.
Jedwede Berührung mit Bodenkontakt bedeutet eine Ableitung des Stroms in den Boden. Je mehr Pflanzen oder defekte Isolatoren das Leitermaterial berühren, desto mehr Strom wird abgeleitet und desto mehr Spannung fehlt, um die gewünschte Hütespannung zu erreichen.
Die Wahl des richtigen Weidezaungerät für meine Pferdeweide?
Der Vergleich einzelner Weidezaungeräte reicht bei der Entscheidung meist nicht aus. Es müssen in der Praxis weitere Faktoren berücksichtigt werden, denen wir uns nachfolgend widmen:
Welche Tiere werden gehütet?
Pferde gehören in der Regel zu den leicht zu hütenden Tieren, da sie den Elektrozaun von klein auf kennen, in der Regel kurzes Fell haben und damit den Stromimpuls deutlich spüren. Es muss also kein „Hochsicherheitstrakt“ konstruiert werden. Allerdings sollte man dennoch im Hinterkopf behalten, das Robustrassen mit dichtem, langem Fell wie Ponyrassen oder Islandpferde für den Stromimpuls unempfindlicher sind als andere Pferderassen. Es ist dann eine höhere Spannung und Impulsenergie notwendig.
Bewuchs – wie schnell wächst der Weidezaun zu?
Hochgewachsene Gräser, Blätter und Äste, die den Elektrozaun berühren, leiten den Strom ab und setzen damit die Hütespannung herunter. Bei der Wahl des Weidezaungeräts und seiner Spannung muss also berücksichtigt werden, wie schnell das Gras aufwächst. Zugewachsene Elektrozäune sind vernachlässigte Überwachungs- und Pflegepflicht. Weil man allerdings vor allem im Frühjahr nicht immer dem sprießenden Gras hinterher sein kann, sollte ein Stromgerät mit ausreichend Spannung und Impulsenergie gewählt werden. So wird der aufkommende Bewuchs vernichtet, sobald er in Berührung mit dem Stromzaun kommt.
Länge und Beschaffenheit des Zaunmaterials
Für eine ausreichende Schlagkraft des Weidezauns, sollte das Zaunmaterial über eine gute Leitfähigkeit mit geringem elektrischen Widerstand verfügen. Die Leitfähigkeit entscheidet darüber, ob die Schockwirkung nicht bereits verpufft, bevor der Stromimpuls das Pferd überhaupt erreicht.
Die Elektroleiter bestehen meist aus Edelstahl, auch Niroleiter genannt, oder verzinnten Kupferleitern. Edelstahl oder Niro sind preiswert, haben aber meist eine schlechtere Leitfähigkeit als Kupferleiter. Kupferleiter leiten besser, sind allerdings anfälliger als Edelstahlleiter. Daher werden in Weidezaunbändern und Litzen oftmals Edelstahl- und Kupferleiter kombiniert.
Die Leitfähigkeit wird maßgeblich vom elektrischen Widerstand des Materials beeinflusst. Dieser kann von der Verpackung des Zaunmaterials abgelesen werden und wird in Ohm pro Meter (Ohm/m) angegeben. Man unterscheidet von sehr guter Leiterfähigkeit bis schlechter Leitfähigkeit:
- schlechte Leitfähigkeit: bis 15 Ohm/m
- mittlere Leitfähigkeit: bis 5 Ohm/m
- gute Leitfähigkeit: bis 0,5 Ohm/m
- sehr gute Leitfähigkeit: bis 0,05 Ohm/m
Je besser die Leitfähigkeit des Zaunmaterials ist, desto länger kann der Zaun werden. Die Leitfähigkeit kann noch weiter gesteigert werden, indem mehrere Zaunleiter genutzt werden – für Pferde empfehlen sich drei Breitbänder oder Litzen. Diese sollten dann mit Verbindungskabeln oder Zaunverbindern miteinander gekoppelt werden, um den Stromfluss nicht durch geknotete Seile zu behindern.
Stromquelle – welches Weidezaungerät ist nun das richtige?
Wenn du nun alle Bedingungen und Möglichkeiten analysiert hast, kann es zur Wahl des richtigen Weidezaungerätes kommen:
Ideal für… | Vorteile | Nachteile | |
---|---|---|---|
Mobiles 9 V Weidezaungerät kleine Impulsenergie (< 1 Joule) | – Leichter Bewuchs – kurze Zaunlänge von 1 bis 2 km | – Handlich, flexibel, mobil einsetzbar | – hohe Betriebskosten durch Nachkauf und Entsorgung der Batterie (manche Geräte sind auch mit Akku betreibbar) |
Schlagstarkes 12 V Akkugerät mittlere Impulsenergie (bis 5 Joule) | – normaler Bewuchs und Zaunlänge bis 15 km (Geräteabhängig) – starker Bewuchs und Zaunlänge bis zu 6 km – schwer zu hütende Tiere, Pferde mit regelmäßigen Ausbruchsgedanken – Robustrassen mit dickem Fell | – Akku wiederaufladbar, dadurch geringe Betriebskosten – Solarbetrieb möglich | – längere Ladezeit des Akkus (es sollten am besten mind. 2 Akkus vorhanden sein) |
Solarbetriebenes 12 V Akkugerät | – Koppel mit hoher Sonneneinstrahlung | – umweltfreundlich – Akku durch Sonnenenergie wiederaufladbar – geringe Betriebskosten – lange Lebzeiten | – Abhängigkeit von sonnigem Wetter – nicht leistungsstark genug für Pferde mit dickem Fell |
Schlagstarkes 230 V Netzgerät hohe Impulsenergie (> 5 Joule) | – starker Bewuchs – große Zaunlängen bis zu 20 km oder mehr – schwer zu hütende Tiere | – geringe Betriebskosten – zuverlässige Stromquelle – leicht zu montieren | – kein Betrieb bei Stromausfall möglich – nicht mobil oder flexibel einsetzbar |
Installation, nützliches Zubehör und Wartung
Das Weidezaungerät korrekt anschließen
1. Einen geeignet Stellplatz für das Weidezaungerät finden
Das Gerät sollte gut vor Regen, Wind und Diebstahl geschützt sein und ebenmäßig stehen. Am besten geeignet ist ein Akkukasten mit Gerätehaltung, der sowohl Batterie/Akku und Gerät trocken hält.
2. Weidezaungerät mit Zaun verbinden
Das Weidezaungerät hat eine rote und eine schwarze Randmutter, die zum Zaunanschlusskabel (rot) und Erdanschlusskabel (schwarz) zugehörig sind. Das rote Zaunanschlusskabel mit einer Herzklemme wird an den untersten Zaunleiter geklemmt.
3. Erdstab setzen
Der Erdungsstab wird in die Nähe des Stromgeräts möglichst tief eingeschlagen. Nun kann das schwarze Erdanschlusskabel mit dem Stromgerät (schwarze Randmutter) verbunden werden.
4. Weidezaungerät mit Batterie/Akku verbinden
Die roten (Pluspol) und schwarzen (Minuspol) Klemmen werden an die gleichfarbigen Pole der Stromquelle angeklemmt. Nun kann das Weidezaungerät eingeschaltet und der Stromfluss überprüft werden.
Erdstab: So erdest du das Weidezaungerät richtig
Mit der Erdung steht und fällt die Wirkung des Stromkreises. Deswegen muss die Erdung umso besser sein, je stärker das Stromgerät ist. Durch eine schlechte Erdung wird nicht mehr ausreichend Spannung an das Stromgerät zurückgeführt, der Übergangswiderstand ist zu groß und die Spannung am Zaun zu gering.
Die Länge und Anzahl der Erdstäbe ist vom Stromgerät abhängig. Bei den 9 Volt Geräten reicht der mitgelieferte Erdspieß aus. Bei 12 Volt Geräten sollte der Erdstab mindestens 1 m lang sein, während starke Netzgeräte mehrere Erdspieße von einem Meter nötig haben. Diese dürfen den Mindestabstand zueinander von 3 m nicht unterschreiten.
Da feuchter Boden den Strom besser leitet als trockener, sandiger oder steiniger Boden, sollte der Erdstab bei langanhaltender Trockenheit regelmäßig gründlich gewässert werden. Außerdem sind nur Erdstäbe aus nichtrostendem Material zu verwenden, da Rost isolierend wirkt.
Zaunprüfer: Weidezaungerät richtig prüfen
Im letzten Schritt wird mittels Zaunprüfer getestet, ob der Stromkreis erfolgreich aufgebaut wurde und der Strom überall durchfließt. Zaunprüfer testen die Spannung des Stromimpulses, wofür ein kleiner Erdstab in den (feuchten) Boden gesteckt wird, der mit der Anzeige des Zaunprüfers verbunden ist. Der Stromfluss sollte an verschiedenen Stellen überprüft werden.
Blitzschutz: Braucht jeder Weidezaun einen?
Kommt es zu einer Überlastung des Stromkreises durch einen Blitzeinschlag, nimmt das Weidezaungerät Schaden und die Hütesicherheit ist nicht mehr gegeben. Der Blitzschutz wird dann zwischen Gerät und Zaunanlage montiert. Die Verwendung eines Blitzschutzes ist außerhalb von Gebäude aber nur empfohlen, nicht vorgeschrieben. Bei 230 V Netzgeräten ist er allerdings empfehlenswert.